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Unsere Seag’schicht’n

Märchen und Momente, Mystik und Magie

Geschichte oder Geschichten? Traum oder Wirklichkeit? Kaum merklich verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Es raunt der Kuckuck, es flüstert die Zirbe, es gurgelt der kleine Bach. Und alle erzählen Erlebtes und Fantastisches. Rund um den Wolfsgrubner See.

Flaschenpost!

Eine Liebeserklärung an die Welt und mich

„Ich hab mich lieb" – wann, ja wann habe ich das zuletzt eigentlich laut ausgesprochen? Oder vielleicht sollte die Frage wohl besser lauten: Habe ich diesen Satz eigentlich jemals ausgesprochen? Ja, meinem Partner und meinem Sohn sag’ ich es täglich, dass ich sie liebe, aber mir selbst?
Und … was ist mit all den anderen tollen Menschen in meinem Umfeld? Die kriegen das eigentlich nie zu hören. Was schade ist, weil sie alle in meinem Leben eine ziemlich wichtige Rolle spielen.
In meiner Kindheit war es für mich nie ein Problem, jemanden zu umarmen. Und der Blick in den Spiegel war einfach nur ein Blick in den Spiegel. Nicht mehr. Erst irgendwann, und ich weiß wirklich nicht wann, habe ich spontane Liebesbekundungen einfach sein lassen. Und ich habe fast niemanden mehr umarmt – und schon gar nicht mehr mich selbst, weil der Blick in den Spiegel sich verändert hat.

Von netten Worten und versäumten Seeräuberschätzen

Wie so oft stehe ich am See. Am liebsten würde ich meine Füße ins Wasser stecken, doch ich mache es nicht. Weil meine Füße in diesem Jahr noch gar nicht „vorzeigbar” sind. Was totaler Blödsinn ist, weil gerade niemand, ja nicht eine Menschenseele in der Nähe ist, der meine Füße auch nur ansatzweise sehen könnte. Und da ist wieder die Erkenntnis: Früher, als Kind, da hätte ich es wohl einfach gemacht.

Eine meiner Lieblingsgeschichten ist „Oh, wie schön ist Panama” von Janosch. Darin gibt es eine ganz besondere Stelle, an die ich gerade denken muss, während ich hier stehe und mir das Leben selbst schwer mache: „He, kleiner Bär und kleiner Tiger! Seht ihr nicht die Flaschenpost auf dem Fluss? Auf dem Zettel könnte eine geheime Botschaft über einen echten Seeräuberschatz stehen ... Zu spät. Ist schon vorbeigeschwommen!”
Vielleicht, ja vielleicht sind wir auch wie der kleine Tiger und der kleine Bär und vielleicht übersehen wir viel zu oft solche wichtigen Nachrichten, lassen sie einfach an uns vorüberziehen. Weil wir uns Gedanken über nicht pedikürte Füße machen oder einmal zu viel an den Job denken. Aber vielleicht schreiben und teilen wir auch viel zu selten diese wichtigen Nachrichten über Seeräuberschätze und liebe Worte, die uns doch so gut tun. Mein Ich spiegelt sich im Wasser, was lustig aussieht, weil es meine Gesichtszüge etwas verzerrt. Ich muss schmunzeln und erinnere mich daran, dass wir uns selbst oft viel zu ernst nehmen und uns vielleicht auch deshalb mal eine Flaschenpost durch die Lappen geht. Hmm, vielleicht ist es jetzt endlich mal an der Zeit für einen selbstgeschriebenen Liebesbrief:
Na, ihr ...
Ihr seid schon ziemlich großartig, ihr alle, die ihr in meinem Leben seid. Ich finde euch toll und bewundernswert, wie ihr das Leben meistert, wie ihr alle ihr selbst seid in einer Welt, in der es nicht immer einfach ist, man selbst zu sein. Wie ihr – jeder für euch – einfach einzigartig seid: in eurem Wesen, in eurem Sein, in eurem Tun. Ist es ist nicht verrückt, wie viel wir schon zusammen erlebt haben? Wie viel wir durchgestanden haben? Welche Träume wir geträumt und wie viele gemeinsame Wünsche wir in die Welt gesetzt haben? Manche haben wir uns erfüllt, andere nicht, aber ach, das ist doch völlig egal! Was haben wir zusammen gelacht, geweint, und was werden wir noch zusammen lachen und weinen. Wir fahren sie gemeinsam, die Lebens-Achterbahn – bis zum Schluss. Wir gemeinsam, wir sind wie ein großer, sich drehender Kreis, eine Einheit, die niemals stillsteht, sondern immer im Flow ist. Ihr seid meine Familie, ihr seid meine Freunde, ihr seid meine Seelenpartner. Viel zu selten sag ich's euch: nämlich, wie lieb ich euch hab!
Oh, Natur!
Ich mag es, in dir zu wandeln, mich in dir zu verlieren, mich immer wieder neu in dich zu verlieben. Zwischen den Wäldern, Seen und Berggipfeln, zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergängen, zwischen knirschenden Schritten im Winterschnee und an den Fußsohlen kitzelnden Grashalmen im Sommer. Zwischen Blumenparfüm und Blätterduft, Vogel-Singsang und dem Pfeifen des Windes. Liebe Natur, du bist meine Heimat, meine Zuflucht, mein Ausbruch aus dem Alltag. Bei dir komm ich an, bei dir komm ich runter, mit dir bin ich tief verbunden. Und bin ich erstmal eingetaucht in dir, so fühl ich mich wieder verwurzelt, meine Sorgen werden unbedeutend und klein. Und ich wachse wieder, weil du mich nährst.
Liebes Ich!
Zwischen Kindern, Arbeit und Haushalt, zwischen Familie und Freundeskreis, hast du wirklich nicht viel Zeit für dich selbst. Von einem Termin zum nächsten und von einer Abmachung zur anderen … hier noch eine Waschmaschine füllen, da noch schnell die Milch für das Frühstück am nächsten Tag besorgen. Auch wenn du nach einem langen, ereignisreichen Tag abends vor dem Spiegel stehst, von der Frisur, die du dir 10 Stunden vorher mühsam zusammengeflochten hast, kaum noch etwas übrig ist und die Augenringe noch dunkler sind als am Morgen, fragst du dich vielleicht, warum du dich selbst mögen solltest. Halt doch mal inne, denn … ich möchte dir gerne sagen, warum: Du solltest dich mögen, weil du den Alltags-Spagat so grandios meisterst. Weil du gebraucht wirst, weil du geliebt wirst. Weil du stark bist und richtig bist, genau so wie du bist. Du bist genug und du bist großartig. Du bist … ein Wunderwerk. Auch mit unlackierten Fußnägeln. Nimm dir Zeit, dich toll zu finden, nimm dir Zeit, mal über dich selbst zu lachen. Nimm dir Zeit für die Menschen, die dir gut tun. Und lass dir öfter sagen: Ich hab dich lieb.

Ja, wir sind alle ein großer Kreis, meine Mitmenschen und ich und die Welt, in der wir uns alle miteinander bewegen. Ein Brief bindet die einzelnen Glieder dieses Kreises nochmal enger, bin ich überzeugt. Und in Form einer Flaschenpost ist es nochmal schöner. Und auch abenteuerlicher. :-)
Ich rolle das Blatt Papier mit meinen Worten also zu einer Rolle, stopfe es in die Flasche, atme nochmal tief durch und dann, ja dann, werfe ich sie in den See.

Husch husch, Flaschenpost, hinaus in die Welt mit dir!