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Unsere Seag’schicht’n

Märchen und Momente, Mystik und Magie

Geschichte oder Geschichten? Traum oder Wirklichkeit? Kaum merklich verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Es raunt der Kuckuck, es flüstert die Zirbe, es gurgelt der kleine Bach. Und alle erzählen Erlebtes und Fantastisches. Rund um den Wolfsgrubner See.

Einmal. Einmal nur eintauchen.

Ja, das Alter. Das Alter. Das macht sich schon bemerkbar. Hier mal ein Ziehen, da ein Zwacken. Nun, man hat ja auch schon einige Jahre auf dem Buckel. So um die hundert werden es wohl schon sein. Aber man lässt sich nichts anmerken. Man macht denselben Weg. Jeden Tag. Unbeirrt und immer auf derselben Strecke. Routine ist schließlich wichtig. Auf etwas, in dieser raschen Welt, muss man sich schließlich noch verlassen können.
Um 06.00 Uhr beginnt der Tag. Und im süßlichen Licht der Morgensonne macht man sich auf den Weg. Sanft blinzeln sie noch in den frühen Himmel, die Wiesen. Und die Örtchen Klobenstein, Wolfsgruben oder Oberbozen, die man quert, schlafen noch. In der schönsten aller Kurven, die der Weg einem abverlangt, beugen sich die Bäume, zum Gruß. Sie tröpfeln ihren Tau herab, senken die Zweige, so dass man sie sachte streift.
So mancher Bauer steckt schon in seinen Stiefeln, zieht am Traktor noch eine Schraube fest. Die Kinder liegen noch in ihren Betten. Später werden sie es sein, die am Wegesrand eifrig mit den Armen rudern, zum Gruß. Wenn Kinder winken, geht einem das Herz auf. Ja, die Kinder. Die Kinder. Die sind wunderbar.

Sie sind es, die man von Weitem schon rufen und juchzen hört. Immer, wenn man am See vorüberkommt, dann ist das ein Lachen und ein Quietschen, das durch die Wälder schallt! Die Kinder spielen am Ufer, jetzt im Frühling, wo es langsam wärmer wird. Und im Sommer dann springen sie vom Floß ins Wasser, baumeln am Seil über die gekräuselte Oberfläche, um sich dann akrobatisch ins Nass plumpsen zu lassen. Es ist eine Freude, jeden Tag, im Vorüberziehen, Blicke auf die tobenden Knirpse zu werfen. Könnte man nur einmal, ein einziges Mal eintauchen. Zusammen mit ihnen reinspringen, in den See. In den See. Aber nein, das geht nicht. Dafür ist keine Zeit. Und die Route erlaubt es nicht.

Marie lässt Steinchen übers Wasser hüpfen. Mit dem Nachbarsjungen Felix spielt sie oft am Ufer. „Nur nicht zu nahe ran.“ mahnen die Eltern. „Und wenn die Bahn zum dritten Mal vorüber fährt, dann geht’s ab nachhause.“ Dann ist es nämlich 16.00 Uhr, weiß Marie.
Und da rauscht's auch schon von den Schienen herüber. Der Frühlingswind trägt das Poltern bis an den See. Marie winkt der schnaufenden kleinen Tuckerbahn zu. „Aber Marie. Warum winkst du denn? Da sitzen heute doch gar keine Fahrgäste drin!“ meint Felix. „Ich weiß, Felix. Ich weiß. Ich winke der Bahn.“