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Unsere Seag’schicht’n

Märchen und Momente, Mystik und Magie

Geschichte oder Geschichten? Traum oder Wirklichkeit? Kaum merklich verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Es raunt der Kuckuck, es flüstert die Zirbe, es gurgelt der kleine Bach. Und alle erzählen Erlebtes und Fantastisches. Rund um den Wolfsgrubner See.

Alleine die Seen seh’n

Schritt für Schritt alles hinter sich lassen – gehen tut der Seele gut! Ab durch den Wald und an die Seen zum Kraft-Tanken! Ich brauche sie wirklich. Zeit, meine ich. Umso verrückter ist es, dass ich mir die Zeit nehmen muss, um genau diese zu bekommen. Aber wenn die Ansprüche von außen mich wieder mal erdrücken und die Hektik des Alltags mich zu viel einnimmt, dann sage ich innerlich „Stopp€ und fahre los. Alleine. Dann lass’ ich meine Arbeit liegen und alle Termine und Fragen zurück, die sich in meiner kleinen Welt wieder mal zu einem hohen Turm angehäuft haben. Auch heute ist es wieder soweit. Die Zeit für mich ruft nach mir und daher packe ich meinen Fotoapparat und meine Wanderschuhe ins Auto und fahre an den Wolfsgrubener See.
Ich-Zeit
Eigentlich wollte ich mit meiner ersten Seeumrundung des Jahres warten, bis der Frühling die Wiesen und Bäume wieder zur Gänze grün bepinselt hat, doch ich brauche diesen Ich-Zeit-Nachmittag genau jetzt. Aber das Gute ist, dass ich wohl die einzige bin, die heute am See unterwegs ist und dass die Sonne nach regenreichen Tagen endlich wieder vom Himmel lacht.
Schritt für Schritt alles hinter sich lassen – gehen tut der Seele gut! Das merke ich auch heute wieder schon nach den ersten Metern. Am Hotel Weihrerhof vorbei gelange ich sofort in das kleine Wäldchen, das Hand in Hand mit dem See atmet und zum Kraft-Tanken ruft. Nur die leichten Bewegungen des Sees verraten, dass die hohen, auf dem Kopf stehenden Bäume auf der Wasseroberfläche nur eine Spiegelung sind. So klar ist das Wasser – und so klar der Himmel.
Es tut gut, durch den Wald zu streifen und den Blick zwischen See und Wald hin und her ziehen zu lassen. Die fliegenden Waldbewohner zwitschern über mir um die Wette und läuten in meinem Kopf endlich den Frühling ein. Sie und das vertraute Federn des Waldbodens unter meinen Füßen sind die einzigen Geräusche, die mich auf meinem Spaziergang begleiten. Und siehe da, die ersten gelben und violetten Frühlingsboten erspähe ich auch schon. Hier ein Löwenzahn, da ein Teppich aus Heidekraut und auch die Knospen an den Ästen verraten: es dauert nicht mehr lange!

Augenblicke sammeln
„Nur“ auf dem Spazierweg zu bleiben ist mir für heute zu wenig, vor allem, weil ich meine Bilder aus verschiedenen Perspektiven schießen möchte. Ich hatte in den letzten Wochen nicht besonders viel Zeit für meine Kamera. Daher genieße ich es, endlich mal wieder in Ruhe Augenblicke einzufrieren. Kurz vor dem „Lido” gehe ich ganz vorne ans Ufer und als ob ich es geahnt hätte, wartet genau dort im seichten Gewässer eine kleine, tierische Überraschung auf mich: ein kleiner Frosch schwimmt grazil an der Oberfläche und erinnert mich daran, warum man als Kind beim Schwimmen den Frosch-Stil lernt. Zwar schaffe ich es mit meiner Kamera nicht wirklich, das kleine Tierchen einzufangen. Aber das macht nichts. Dafür kann ich beobachten, wie das Fröschchen auf und untertaucht, dahingleitet, wieder untertaucht und wie ein zweites dazukommt und die beiden unter Wasser miteinander spielen. Mir fällt auf, dass ich in diesem Moment mit meinen 31 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben so lange einen Frosch im Wasser beim Sein beobachte. Tja, wenn nicht jetzt, wann dann? Ich sitze auf dem Waldboden, schaue meinen neuen Freunden beim Herumtollen zu und genieße die Ruhe am See. Dann, schwups, sind die beiden weg und auch ich mache mich auf den Weg. Ich beschließe, noch zum Mitterstieler See zu wandern und tauche in den Wald ab. So kommt es mir vor. Wenn ich schon noch nicht in den See eintauchen kann, dann halt zwischen den Bäumen. :)
Mitten ins Grün, mitten in den Waldduft, mitten in die Stille. Ab und zu blinzelt ein Sonnenstrahl durch die Bäume. Überall Schattenspiele, die mich auf Schritt und Tritt begleiten und frisches Moos, das einfach herrlich riecht ... Der weiche Waldboden unter meinen Sohlen ... Hier ein kleines Bächlein ... Dort ein Ameisenhaufen ... Ich sauge alles auf! Fotografiere all die Details, die mir ins Auge springen. Komme etwas vom Weg ab, um dann wieder zurückzufinden.
Als ich schließlich beim Mitterstieler See ankomme, merke ich plötzlich, dass sich graue Wolken wie eine dicke Decke über mir ausgebreitet haben. Wann ist das denn passiert? Vor lauter „Augenblicke einfangen” ist mir das glatt entgangen. Ich beschließe die Kamera einzupacken und das kleine Biotop etwas rascher zu durchqueren – Regenjacke oder Regenschirm habe ich nämlich nicht mit dabei. Nichtsdestotrotz sauge ich die warmen Farben des bezaubernden Sees ein, die sich auch von den grauen Wolken nicht unterkriegen lassen. Der Schlern lugt hinter den Baumwipfeln hervor und winkt mir zu. „Hallo Naturschauspiel”, grüße ich leise zurück. Der versteckte See ist nicht so groß und die Umrundung schnell geschafft. Langsam wird es etwas kühler. Doch das Panorama will ich mir trotz einiger herabfallender Regentropfen nicht entgehen lassen. Nach nur zwei Minuten erreiche ich den Aussichtspunkt und ich kann für ein paar Minuten den Blick auf Schlern, Rosengarten und Latemar genießen. Sie sind nämlich auch mit der einen oder anderen Wolke ein Hingucker. :) Ich genieße es, diesen Moment nur für mich alleine zu haben und merke, wie ich es während der kleinen, aber feinen Seenwanderung tatsächlich geschafft habe, den Alltag hinter mir zu lassen. Ja, ich kann durchatmen und genießen. Und dieses Mal ohne Kamera. Manche Augenblicke sammelt man eben lieber im Herzen.